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Bereich Finanzwelt & Bankpraxis |
Moderator: TobiasH |
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ABN AMRO & Barclays |
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Verfasst am: 20.03.2007 10:47 |
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Lesen bildet *g*
erklärt unter anderem die letzte Entwicklung der Bankenwerte.
Die britische Großbank Barclays zeigt Interesse an einer Übernahme der niederländischen Bank ABN Amro. Das Unternehmen bestätigte am Montagabend in London, mit den Niederländern erste „exklusive“ Gespräche zu führen. Diese befänden sich jedoch erst in einem frühen Stadium und seien ergebnisoffen, hieß es in einer auf der Internet-Seite des Unternehmens veröffentlichten Pressemitteilung. Ob es zu einem Abschluss komme, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Auch ABN Amro bestätigte die Gespräche.
Die Aktie des niederländischen Hauses legte bis zum Schluss des Handels knapp 10 Prozent zu. Die Begeisterung über die möglicherweise größte grenzüberschreitende Fusion in der europäischen Bankenwelt beflügelte auch die Titel von Société Générale, Fortis, ING, Deutscher Bank, BNP Paribas und Unicredito. Acht der zehn größten Kursgewinner im europäischen Aktienindex Euro Stoxx 50 kamen aus dem Bankenbereich.
Unter dem Druck von Hedge-Fonds
Übernahmeschlacht deutet sich an
Barclays hat nach Zeitungsmeldungen in vorläufigen Gesprächen mit ABN Amro eine Übernahme angeboten. Spekuliert wurde, dass auch andere Banken wie Société Générale und BNP Paribas - beide aus Frankreich - eine Übernahme des niederländischen Instituts in Erwägung ziehen könnten. ABN Amro steht unter dem Druck von Hedge-Fonds. Die britische TCI, die schon die Übernahme der Londoner Börse LSE durch die Deutsche Börse vereitelt hatte, forderte Ende Februar in einem Brief an den ABN-Vorstand angesichts der schwachen Entwicklung der Bank eine Zerschlagung. Nur so könne der eigentliche Wert von ABN Amro gehoben werden, argumentierte TCI damals. TCI will auf der Hauptversammlung am 26. April eine Strategiediskussion erzwingen.
Mit Verhandlungen über ein Zusammengehen mit den Briten würde ABN-Vorstandschef Rijkman Groenink dem Hedge-Fonds TCI zuvorkommen. Er ist seit dessen Vorstoß auf der Suche nach einer Gegenstrategie - und offenbar auch nach einem weißen Ritter. Die Niederländer sollen dabei die Hilfe von Beratern von Rothschild, Lehman Brothers, Morgan Stanley und UBS herangezogen haben. Für Barclays‘, die nach der HSBC und Royal Bank of Scotland drittgrößte britische Bank, würde eine Übernahme der Niederländer theoretisch gut ins Konzept passen, wenn auch relativ wenig Synergieeffekte und Kostensenkungen zu erzielen wären. Andererseits würden sich beide Banken, die gemeinsam mit einer Marktkapitalisierung von rund 122 Milliarden Euro eines der größten Finanzinstitute der Welt bilden würden, geographisch und strategisch im Filialgeschäft, in der Vermögensberatung und dem Fondsgeschäft gut ergänzen. Lediglich im Investmentbanking, in dem Barclays Capital mehr als 13.000 Mitarbeiter beschäftigt, gäbe es Überschneidungen.
Gegenstand von Übernahmegerüchten
Erste "exklusive" Gespräche zwischen Barclays und ABN Amro
Der Vorstandsvorsitzende von Barclays, John Varley, hatte vor kurzem angekündigt, für die Expansion der Bank im Filialgeschäft eine Übernahme nicht auszuschließen. Im Jahr 2003 hatte Barclays bereits die spanische Zaragozano und im Jahr 2005 eine Mehrheitsbeteiligung an der südafrikanischen Absa übernommen. Das Management von Barclays ist erpicht darauf, dass die Bank in den Rang der größten Geldinstitute der Welt aufsteigt. Barclays war zeitweilig selbst Gegenstand von Übernahmegerüchten geworden.
In der Allianz wäre ABN Amro mit einem Börsenwert von 56,5 Milliarden Euro im Vergleich zu Barclays mit 65,5 Milliarden Euro der kleinere Partner. Groenink hat damit kein Problem. Bereits vor zwei Jahren sagte er dieser Zeitung, dass ABN Amro auch in die Minderheitsrolle in einer unvermeidlichen weiteren Bankenkonsolidierung in Europa gehen könnte, sollten die selbstgesteckten, ehrgeizigen Wachstumsziele aus eigener Kraft nicht umgesetzt werden können.
Das Vorgehen von TCI, die nach eigenen Angaben rund 1 Prozent an ABN Amro hält, hat dazu geführt, dass immer mehr Hedge-Fonds bei ABN eingestiegen sind. Sie sollen Gerüchten zufolge zusammen mittlerweile deutlich mehr als 15 Prozent halten. Der niederländische Banken- und Versicherungskonzern ING ist mit 6,52 Prozent größter Anteilseigner bei ABN, hält sich aus der gegenwärtigen Diskussion aber strikt heraus. Der TCI-Brief löste in den Niederlanden kontroverse Diskussionen aus. Zentralbankpräsident Nout Wellink kritisierte TCI heftig und kündigte an, den Fall genau zu verfolgen. Damit handelte er sich harsche Kritik der EU-Kommission ein, die vor Einmischung warnte. Abgeordnete fordern Regeln zum Schutz vor Angriffen von Finanzinvestoren. Es soll sogar eine Anhörung im Parlament geben.Samstagsarbeit rockt !!! |
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Verfasst am: 20.03.2007 11:27 |
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Für den Privatkundenmarkt in Deutschland sehe ich im Moment noch keine größeren Auswirkungen, da beide Banken in Deutschland noch nicht richtig Fuß fassen konnten, was das Filialgeschäft angeht. Für die Deutschen Banken gilt jedoch weiterhin Friss oder Stirb. Heisst Übernehme oder werde übernommen.
Interessant zu sehen wird sein, wie sich die geplante Fusion auf den Bereich Derivate/Zertifiate auswirt, da die beiden Häuser dort doch recht oderntliche Marktanteile haben. |
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Verfasst am: 20.03.2007 14:36 |
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20. März 2007
Grenzüberschreitende Bankenfusionen sind in Europa rar. Das hat viel mit der unterschiedlichen Regulierung der regionalen Märkte zu tun. In einem Dienstleistungsgeschäft wie dem Bankgewerbe wiegen aber auch sprachliche und kulturelle Differenzen schwerer als in produzierenden Industrien.
Es ist deshalb gefährlich, einen länderübergreifenden Zusammenschluss zweier Großbanken gleich zum Katalysator einer größeren Konsolidierungswelle hochzustilisieren. Weder die Übernahme der britischen Abbey National durch die spanische Santander noch der Kauf der Hypo-Vereinsbank durch den italienischen Unicredit lösten in der europäischen Bankenlandschaft ein größeres Beben aus.
Eine für Europa neue Dimension
Das könnte sich aber ändern, wenn die britische Barclays Bank ein freundliches Angebot für die niederländische ABN Amro abgeben würde. Das wäre eine Übernahme in einer für Europa neuen Dimension. Reaktionen würden nicht ausbleiben.
Zum einen gibt es einige Banken, die bei einer Fusion mit ABN Amro weit höhere Synergien realisieren könnten, als dies bei Barclays der Fall wäre. Zum anderen gilt Barclays selbst aufgrund seiner Erfolge im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung als attraktives Übernahmeobjekt. Seit Monaten kursieren Gerüchte, die Bank of America habe Barclays ins Visier genommen. Keine Frage, 2007 wird für das europäische Geldgewerbe ein außerordentlich spannendes Jahr werden.
www.faz.net |
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Verfasst am: 23.03.2007 12:52 |
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und es geht weiter:
Interessantes Interview von: HVB-Chef Sprißler und Unicredit-Vorstand Profumo
„Das kann eine Fusionswelle auslösen“
HVB-Chef Sprißler und Unicredit-Vorstand Profumo im F.A.Z.-Interview
23. März 2007
Der eine ist der große Stratege, der andere sein Vollstrecker: Alessandro Profumo, der Vorstandsvorsitzende der italienischen Großbank Unicredit, und Wolfgang Sprißler, Vorstandsprecher der Hypo-Vereinsbank (HVB), sind inzwischen ein eingespieltes Team.
Die Integration der HVB in den Unicredit-Konzern kommt weit schneller voran als ursprünglich erfhofft. Die bisherigen Erfolge machen noch nicht satt: Die HVB bietet um die Landesbank Berlin Holding mit.
Die britische Barclays Bank und die niederländische ABN Amro verhandeln über einen Zusammenschluss. Wird das eine Welle von grenzüberschreitenden Bankenfusionen in Europa zur Folge haben?
Profumo: Keine Frage, das könnte eine regelrechte Fusionswelle auslösen. Ich hatte allerdings auch schon erwartet, dass unser Zusammengehen mit der Hypo-Vereinsbank den Übernahmemarkt beleben würde. Aber dann ist für geraume Zeit doch nichts passiert. Dennoch: Ein Zusammenschluss von Barclays und ABN Amro würde andere Banken unter Druck setzen, selbst initiativ zu werden.
Liegt das auch daran, dass eine Fusion von Barclays und ABN Amro ein Zusammenschluss in bisher nicht gekannter Dimension wäre, der auch die Übernahme der HVB durch den Unicredit in den Schatten stellen würde?
Profumo: Ja, gleichwohl gehört Unicredit zu den Banken, die nicht unter Handlungsdruck geraten werden. Wir haben jetzt so viele Möglichkeiten für organisches Wachstum, dass wir auf so große Fische derzeit nicht angewiesen sind.
Wer steht denn nach Ihrer Einschätzung unter Handlungsdruck?
Profumo: Alle europäischen Banken, die noch Aufholbedarf bei der Erschließung von Synergie-Potentialen und wachstumsstarken Märkten besitzen . . .
Und was ist mit den Amerikanern?
Profumo: Sie begeben sich normalerweise nur auf Märkte mit hohem Wachstumspotential. Und Europa ist, zumindest im Bankgeschäft, nicht gerade der Markt, an den man dann zuerst denkt. Asien und vor allem China sind da im Moment viel interessanter. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass es auch einmal zu einem transatlantischen Zusammenschluss kommt. Aber kurzfristig sehe ich das nicht. Außerdem gibt es in Amerika selbst noch viele Wachstumsmöglichkeiten.
Dass Unicredit jetzt erst einmal kleinere Fische jagt, zeigt Ihr Interesse an der Landesbank Berlin. Sind Sie denn bereit, die politische Prämie zu zahlen, die bei dieser Auktion wohl nicht zu vermeiden sein wird?
Profumo: Wir haben bei Zukäufen nie eine hohe politische Prämie gezahlt. Am Ende muss nämlich jede Übernahme einen Mehrwert für unsere Aktionäre schaffen.
Sprißler: Die Landesbank Berlin ist für uns eine Wachstumsoption in Deutschland, aber es wird mit Sicherheit nicht die einzige Möglichkeit für eine Übernahme bleiben. Außerdem sind die Rahmenbedingungen für diese Auktion zum Teil ungewöhnlich. Denken Sie nur an die geforderten Garantien für die Arbeitsplätze und den Standort der Hauptverwaltung. Und dann dürfen Sie auch nicht vergessen, dass der Sparkassensektor die Landesbank scheinbar unter allen Umständen in der Familie behalten will, was den Preis nicht unbedingt drücken wird.
Heißt das, dass Sie nicht sehr hoffnungsvoll in diese Auktion gehen?
Sprißler: Der Preis muss stimmen.
Nach mehr als einem Jahr Erfahrung mit der HVB: Wie schwierig ist es, deutsche und italienische Managementkultur in einer Bank zusammenzuführen?
Profumo: Ohne vereinfachen zu wollen, denke ich, dass traditionelles italienisches Unternehmertum und Kreativität in Verbindung mit den deutschen Fähigkeiten in der Planung, Umsetzung und Qualitätskontrolle eine außerordentlich starke Kombination sind.
Ist die Integration der HVB in die Unicredit-Gruppe denn jetzt abgeschlossen?
Sprißler: Wir haben den formalen Integrationsprozess gegenüber der ursprünglichen Planung um ein Jahr verkürzt. Zeit ist erfahrungsgemäß bei jeder Fusion die kritische Größe. Das hohe Tempo ist sicher auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass beide Häuser schon fusionserprobt waren. Aber es bleibt immer noch genug zu tun. So wird der Übergang auf eine gemeinsame IT-Plattform Anfang Oktober nächsten Jahres erfolgen.
Sind Ihnen in dieser kurzen Integrationsphase nicht auf deutscher Seite zu viele Führungskräfte abhanden gekommen?
Profumo: Eine klare Antwort: Heute ist dieses Unternehmen viel stärker als vor der Fusion.
Der Preis von 13,7 Milliarden Euro, den Unicredit im Zuge ihrer Reorganisation unlängst für das Mittel- und Osteuropa-Geschäft der HVB bezahlt hat, legt die Vermutung nahe, dass Unicredit seinerzeit das deutsche Geschäft der HVB fast kostenlos bekommen hat.
Profumo: Wir waren damals fünf Monate mit unserem öffentlichen Angebot auf dem Markt. Aber während dieser Zeit tauchte niemand auf und überbot uns. Also zahlten wir den richtigen Preis, auch für das deutsche Geschäft.
Keine Frage, das war ein wirklich cleverer Deal.
Profumo: Davon bin ich überzeugt. Wir hatten damals im Gegensatz zu anderen erkannt, dass der deutsche Teil der HVB extrem unterbewertet war, während es ja für die Aktivitäten in Mittel- und Osteuropa eine Börsenbewertung gab. Im Markt und auch in den Medien wurde viel an der Qualität des Kreditportfolios der HVB gezweifelt. Wir aber hatten das Gefühl, dass das Management unter Dieter Rampl und Wolfgang Sprißler bei der Bilanzbereinigung schon gute Arbeit geleistet hatte. Wir lagen damit richtig, und wir hatten auch Glück mit der Entwicklung der Märkte.
Die HVB hat ihre Operationen in Mittel- und Osteuropa an Unicredit verkauft, und die HVB wird in Kürze die Investmentbank-Aktivitäten von Unicredit und BA-CA übernehmen. Wäre es aus Sicht der Kleinaktionäre nicht sauberer gewesen, diese Umschichtungen, die die Struktur der HVB nachhaltig verändern, erst nach dem jetzt von ihnen angestrebten Squeeze-out vorzunehmen?
Profumo: Wenn wir so vorgegangen wären, hätte dies die Reorganisation der Gruppe um eineinhalb Jahre verzögert.
Warum konzentrieren Sie das Investmentbanking ausgerechnet in München, das nicht gerade als große Drehscheibe der Kapitalmärkte gilt?
Sprißler: Die HVB steht für 60 Prozent der Erlöse und Gewinne, die die gesamte Unicredit-Gruppe im Investmentbanking erwirtschaftet. Da war München die natürliche Wahl.
Der Tag, an dem die HVB von der Börse genommen wird, ist absehbar. Und zwei Drittel des zukünftigen Geschäfts der HVB, nämlich das Investmentbanking, wird in Zukunft als Unicredit am Markt auftreten. Was bleibt von der HVB, wie wird es um die Corporate Identity bestellt sein?
Sprißler: Der Charakter der HVB wird sich natürlich ändern. Sie wird auch eine paneuropäische Investmentbank sein – immerhin mit Erlösen von rund 3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Aber das bedeutet nicht, dass wir das Filial- und Firmenkundengeschäft vernachlässigen werden. Im Gegenteil: Wir werden unser Filialnetz in Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen erweitern. Im übrigen würde ich es nicht überbewerten, dass die Unicredit auch noch die restlichen 5 Prozent des HVB-Kapitals übernimmt. Die HVB ist und bleibt ein deutsches Unternehmen – auch in einer starken europäischen Gruppe.
Wie lange wird es die Marke HVB noch geben?
Profumo: Im Zuge der Übernahmevereinbarung haben wir uns verpflichtet, den Namen mindestens bis Mitte 2010 fortzuführen. Im Filialgeschäft dürften wir die Marke auch darüber hinaus fortführen. Wir gehen an solche Fragen stets sehr pragmatisch heran. |
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