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Bereich Finanzwelt & Bankpraxis |
Moderator: TobiasH |
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Aus für Bundesschatzbriefe |
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Verfasst am: 04.07.2012 00:15 - Geaendert am: 04.07.2012 00:17 |
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Privatkunden können nur noch bis Ende des Jahres über die Finanzagentur in Bundesanleihen investieren - dann beendet die Agentur dieses Geschäft. Was hinter dem Ausstieg steckt. von Brigitte Watermann "Bundeswertpapiere - die entspannendste Geldanlage Deutschlands" - so warb die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland für ihre Produkte. Doch bald schon werden die aktuell rund 330.000 Privatkunden gezwungen sein, nur noch spannende Anlageprodukte zu kaufen: "Ab 2013 wird der Bund keine neuen Serien von Bundesschatzbriefen und Ausgaben von Finanzierungsschätzen des Bundes mehr auflegen. Der Vertrieb von Bundesobligationen und der Tagesanleihe über die Finanzagentur wird gleichzeitig eingestellt", sagte ein Sprecher der Finanzagentur des Bundes der FTD.
Und nicht nur das: Ab Ende 2012 beendet die Finanzagentur das Privatkundengeschäft mit Bundeswertpapieren komplett -- "unter dem Gebot einer möglichst kostengünstigen Gestaltung der Kreditaufnahme des Bundes". Privatkunden werden die noch verbliebenen Produkte wie Bundesanleihen, Bundesobligationen und Tagesanleihe dann nur noch über Banken und Sparkassen bekommen - gegen Gebühren, versteht sich. Die Führung des Schuldbuchkontos bei der Finanzagentur war dagegen kostenlos möglich. Und auch für die Transaktionen fielen in aller Regel keine Gebühren an. Ausnahme ist der Verkauf börsennotierter Wertpapiere wie etwa Bundesanleihen während der Laufzeit.
Die Übertragung neu aufgelegter börsennotierter Wertpapiere des Bundes in das Einzelschuldbuchkonto soll bereits ab dem 22. August 2012 nicht mehr möglich sein. Die Eröffnung neuer Konten wird ab 2013 nicht mehr angeboten. Bereits bestehende werden nach Informationen der Finanzagentur nur noch bis zur Fälligkeit der darin verwalteten Bundeswertpapiere geführt.
Die Finanzagentur vollzieht damit einen 180-Grad-Schwenk. Noch im Februar hatte sie öffentlich damit geliebäugelt, Sparpläne für Privatanleger aufzulegen - sehr zum Verdruss der Geschäftsbanken und Sparkassen. Dass es mit der Expansion doch nichts werden könnte, darüber war allerdings bereits im Zusammenhang mit dem Anfang Juni angekündigten vorzeitigen Rücktritt von Carl Heinz Daube, dem Chef der Finanzagentur, spekuliert worden.
Verbraucherschützer kritisieren den Rückzug aus dem Geschäft mit Privatkunden: "Damit fällt dann leider für Verbraucher eine kostengünstige Möglichkeit weg, Bundeswertpapiere zu erwerben. Es bleiben dann lediglich die Kreditinstitute, die naturgemäß kein großes Interesse daran haben, Bundeswertpapiere für ihre Kunden zu erwerben. Direktbanken und beratungsfreies Geschäft ausgenommen", meint Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Ich halte es für ein völlig falsches Signal, wenn sich der Staat jetzt zugunsten privater Anbieter zurückzieht. Alternative, einfache Angebote mit schlanken Verwaltungskosten und fairen Bedingungen wären gerade jetzt geboten", meint Manfred Westphal, Finanzexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Das Bundesfinanzministerium (BMF) hatte die Finanzagentur, die für das staatliche Schuldenmanagement, aber aktuell auch für die Platzierung von Anleihen des Euro-Rettungsfonds zuständig ist, nach Angaben der Pressestelle der Finanzagentur offiziell Ende Juni über seine Pläne informiert. "Nicht leicht" sei dem BMF diese Entscheidung demnach gefallen. Alternativ sei die Option durchgespielt worden, das Privatkundengeschäft auszubauen, um es profitabel zu gestalten. Doch nach einer Kosten-Nutzen-Analyse sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das nicht rechne.
Quelle: http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:finanzagentur-bundesschatzbrief-ade/70058400.html |
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Verfasst am: 04.07.2012 11:51 |
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Das ist ja eine dramatische Änderung:
- Die Eröffnung neuer Einzelschuldbuchkonten wird nach dem Jahresende 2012 nicht mehr angeboten.
- Ab 2013 wird der Bund keine neuen Serien von Bundesschatzbriefen und Ausgaben von Finanzierungsschätzen des Bundes mehr auflegen.
- Der Vertrieb der Tagesanleihe wird zum Jahresende 2012, der Vertrieb der zuletzt börseneingeführten Bundesobligation über die Finanzagentur bereits mit Emission der Serie 164 am 12.09.2012 eingestellt.
- Maßgabe des Ministeriums ist ferner, alle bestehenden Einzelschuldbuchkonten von der Finanzagentur bis zur Fälligkeit der darin verwalteten Bundeswertpapiere fortzuführen.
- Die Übertragung neu aufgelegter börsennotierter Wertpapiere des Bundes in das Einzelschuldbuchkonto wird demnächst nicht mehr möglich sein. Erwerb und Verwahrung aller börsennotierten Bundeswertpapiere können unverändert über Banken und Sparkassen erfolgen. |
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Verfasst am: 04.07.2012 14:46 |
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Nunja, die Annahme von Geldern privater Kunden war auch kaum noch mit dem Verbraucherschutz vereinbar. Die aktuellen Bundesschätzchen werden in den ersten drei Jahren mit 0,05% (!) verzinst, bevor sich die Rendite auf dramatische 0,6% über den gesamten Zeitraum von 6 bzw. 7 Jahren (!) erhebt.
Nach den letzten Zahlen, die ich so kenne, macht die Bundesrepublik pro Einzelschuldbuchkonto und Jahr (!) einen Reinverlust von mehr als 60 Euro. Es gibt tatsächlich keinen Grund, warum der Steuerzahler jährlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag die Kontoführung von ein paar treuherzigen Sparer alimentiert.
Und ein toller Service ist das auch nicht, die Finanzagentur ist bei den Einzelschuldbuchkonten noch eine Behörde in Reinkultur. Seit mehr als dreieinhalb Jahren (!) bis heute können keine Ertragsaufstellungen abgerufen werden, weil die Abschlagsteuer nicht korrekt implementiert wurde. gerade diesen partiellen Vertreter des Finanzministeriums musste ich mit Androhung rechtlicher Schritte zum Steuerabzug zwingen, weil ich nicht wegen denen und meiner Mietkaution meine Kapitalerträge in der Steuererklärung angeben wollte.
Richtig mag sein, dass diese Kapitalbeschaffung in Zeiten steigender Inflation und Zinsen für den Bund günstiger sein könnte als die Finanzierung bei Banken, aber darüber darf dann nicht der Verbraucherschutz weinen, denn die Ersparnis für den Bund folgt nur aus den schlechteren Renditen der Bürger.
Die Kritik mit den Kosten halte ich für Quatsch. Schon heute muss jemand sehr gezielt vorgehen und gut informiert sein, wenn er im Direkterwerb Bundeswertpapiere kauft, vgl. 330.000 Kunden mit 80.000.000 Menschen in Deutschland. Und wer so informiert ist, der kann auch günstig bei Direktbanken zukünftig Bundesanleihen erwerben. Beraten haben die Banken dahin noch nie, sondern Ihre eigenen Sparprodukte angeboten, was auch im Sinne des Kunden gewesen sein dürfte.
Das einzige, um das es mir wirklich Leid tut, ist neben meiner kostenlos verwalteten Mietkaution das gewohnte WP-Beispiel für die Azubis und die Einführung Stripping und Nettobarwertberechnung.
Gruß
Julien |
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Verfasst am: 04.07.2012 15:32 |
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Das, was mir spontan dazu einfällt ist, dass da sicher auch Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben. Dann wirds wieder ein paar naive Leute geben, die sofort Böses vermuten und sich als Erstes bei den Banken beschweren, ohne den wahren Hintergrund zu kennen. Wenn Kosten-Nutzen nichtmehr passen, dann werden solche Schritte eben gemacht. Und wer für 0,05 % sein Geld anlegt, der begeht wirklich Gelverbrennung. da ist ja sogar ein Sparbuch besser ... bzw. Tagesgeld, wo man ja 30MAL soviel Zinsen bekommen kann !! |
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