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Wer reich ist, erbt auch viel

Eine gigantische Welle an Privatvermögen, das in den kommenden zehn Jahren vererbt werden soll, rollt auf uns zu. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) spricht in seiner dritten Studie zum Thema Erben in Deutschland von 2,6 Billionen Euro, die bis 2020 meist innerhalb der Familie weitergegeben werden, womit rund 27 Prozent des Privatvermögens in Höhe von derzeit 9,4 Billionen Euro betroffen sind. Wie Dr. Reiner Braun vom Forschungsinstitut Empirica und Autor der Studie in Berlin vor der Presse mitteilte, setzt sich das Nettoprivatvermögen (ohne Kredite) aus rund 4,9 Billionen Euro Geld- und schätzungsweise 3,8 Billionen Euro Immobilienvermögen sowie einem Sachvermögen von zehn Prozent dieser Summe zusammen.

Nach einem kurzen Einknicken in Krisenzeiten wächst das Vermögen derzeit wieder rasant. Allerdings sind das Vermögen und entsprechend auch die Erbmasse extrem ungleich verteilt. Im Osten der Republik hat das Geldvermögen derzeit einen Stand erreicht, der dem im Westen aus den 1980er Jahren entspricht. Auch bei Wohneigentum hinkt der Osten noch hinterher, wobei hier die Generation der 40 bis 49jährigen am meisten aufgeholt hat, während die Älteren - und damit die künftigen Erblasser - vergleichsweise weniger Immobilien an die nächste Generation weitergeben können.

Nachkriegsgenartion hat Einiges zu vererben
Erstmals vererbt in Deutschland die Generation derer, die im oder kurz nach dem Krieg geboren wurden und in Zeiten des Wirtschaftswunders in der BRD ungestört Vermögensbildung betreiben konnten. Diese Generation der über 70jähren wird in den kommenden zehn Jahren ein Erbschaftsvolumen weitergeben, das im Vergleich zum vorigen Jahrzehnt deutlich um vier auf 2.600 Milliarden Euro steigt und in schätzungsweise 5,7 Millionen Erbfällen übertragen werden wird. "Das ist die einkommensstärkste und vermögendste Erbengeneration, die Deutschland je gesehen hat", machte Braun deutlich. Was die potenziellen Erben betrifft, sind erstmals die Babyboomer der 60er Jahre dran. Wobei die gigantische Gesamtsumme - pro Erbfall werden im Schnitt 305.000 Euro, pro Erbe etwa 153.000 Euro fällig - nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass für die Wenigsten das Erbe ausreichend sein dürfte, um damit den eigenen Lebensabend sicher und ruhig zu gestalten.

Verteilung extrem ungleich
Denn: Die Erbschaften sind nicht nur zwischen Ost und West ungleich verteilt, sondern auch zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. Etwa die Hälfte der der Erben sind mittlere Verdiener mit Haushalteinkommen zwischen monatlich 2.000 und 4.000 Euro mit vergleichsweise geringen Erbschaften. Geringverdiener erben kaum etwas. Sehr Wenige - nicht einmal fünf Prozent - die 7.000 Euro und mehr Einkommen im Monat haben, erben das Gros. Nimmt man die oberen zwei Prozent der Millionen-Erben von der Gesamtsumme weg, reduziert sich die Summe pro Erbfall auf 212.000 und pro Erbe auf 106.000 Euro. "Die Ungleichheit ist also doppelt: Diejenigen, die viel erben, haben auch selbst ein hohes Einkommen", macht Braun die Situation deutlich. Noch deutlicher wird das Ungleichgewicht bei zu vererbenden Immobilien. Jeder elfte Erbe, so besagt die Studie, wird hier komplett leer ausgehen, nur vier von zehn Erbschaften enthalten überhaupt Immobilienbestandteile. Und: Wer teure Immobilien vererbt, vererbt zusätzlich auch viel Geld.

Private Altersvorsorge mindert das Erbe
Künftig wird sich das Erbschaftsvolumen nicht weiter steigern, prognostizierte Braun. Das habe viele Ursachen. So sei die Wohneigentumsquote im Westen im Wesentlichen ausgereizt und auch steigende Immobilienpreise seien kaum zu erwarten. Auch das geringe Wirtschaftswachstum - Vermögen entwickele sich proportional zum Bruttoinlandsprodukt - ließe kein Vermögenswachstum zu. "Der Trend zu mehr privater Altersvorsorge - eigentlich ein positiver Effekt - entzieht dem Privatvermögen zusätzlich Geld, das nicht vererbt werden kann", ergänzt Ulrich Pfeiffer, Mit-Autor der Studie. Zudem werden die potenziellen Erblasser immer älter und verbrauchen so ihr Vermögen zum Teil selbst, auch für steigende Kosten etwa bei der Krankheits- und Pflegefall-Vorsorge.

Quelle: Bankmagazin.de

Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 17.06.2011
Quelle: Bankazubis.de

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