"Banken müssen der Realität ins Auge sehen"
BANKMAGAZIN-Gastautor George Stein ist der Meinung, dass eine zweigleisige Umstellung alter sowie neuer IT-Systeme auf den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum SEPA (Single European Payment Area) unwirtschaftlich ist. Ein Kommentar.
Finanzinstitute stehen SEPA immer noch skeptisch gegenüber. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Capco. Der zufolge sind europäische Banken noch nicht auf die vollständige SEPA-Umstellung vorbereitet. So rechneten rund 50 Prozent der Banken mit negativen Auswirkungen auf ihre Gewinn- und Verlustrechnung, unter anderem aufgrund des Wegfalls von Gebühren im europäischen Zahlungsverkehr und des kostenintensiven, parallelen Betriebs zweier Systeme während der Umstellungsphase.
Die Ergebnisse zeigen, dass bezüglich SEPA noch Aufklärungsbedarf besteht. Da bereits heute teilweise SEPA-Überweisungen und Lastschriftverfahren durchgeführt werden, ist der Betrieb zweier Systeme in vielen Banken bereits Realität. Will man aber den kostspieligen Zeitraum für den Betrieb zweier Systeme so kurz wie möglich halten, ist gerade der rasche Umstieg entscheidend. Der würde beispielsweise durch die Festlegung eines einheitlichen Stichtags für die Umstellung beschleunigt.
Das eigentliche Problem liegt aber in der europäischen Systemlandschaft innerhalb der Banken. Es gleicht einem Patchwork aus alten und neuen Systemen. Hinzu kommt, dass nicht nur bei SEPA-Zahlungen, sondern auch bei Großbetragszahlungen (High-Value-Payments) oder Massenzahlungen (Low-Value-Bulk-Payments) teilweise unterschiedliche Systeme verwendet werden. Diese führen prinzipiell dieselbe Tätigkeit aus – nämlich Zahlungen –, allerdings in verschiedenen Formaten. An vielen Stellen überschneiden sich die Funktionen dieser Systeme aber. Allein schon deshalb sollten sich Banken ihre IT-Infrastruktur genauer ansehen, um den Betrieb zu vereinfachen und Redundanzen zu verhindern.
Hinzu kommt, dass die Bereitschaft zur SEPA-Umstellung nicht nur von Land zu Land, sondern auch von Bank zu Bank unterschiedlich ist. SEPA wird kommen, darin besteht kein Zweifel! Je eher die Umstellung stattfindet und je kürzer die Zeit des parallelen Betriebs alter und neuer Systeme ist, desto mehr profitieren Banken davon. Es ist absolut unwirtschaftlich, in dieser Hinsicht zweigleisig zu fahren.
Banken können durch eine schnelle SEPA-Migration ihre Kosten erheblich reduzieren. Voraussetzung dafür ist die vollständige Migration. Neben der Vereinfachung der Verwaltungsabläufe eröffnen sich Möglichkeiten, innovative Produkte zu entwickeln, neue Märkte zu erschließen und neue Kunden zu gewinnen. Um sich diese Wettbewerbsvorteile zu sichern, sollten Banken nicht auf die Festlegung eines einheitlichen Umstellungstermins warten.
Mithilfe von Anbietern für Zahlungsdienstleistungen im gesamten Euroraum können sie die Implementierung zügiger durchführen. Diese steuern alle Zahlungsarten. Die Lösungen lassen sich innerhalb kürzester Zeit implementieren. Außerdem können mit Hilfe von Add-Ons neue Funktionen hinzugefügt werden. Mit einer Lösung, die die IT nicht unnötig belastet und unabhängig vom Backoffice System einer Bank agiert, können Banken ihre Ziele schneller und effizienter erreichen. Denn eins steht fest: SEPA kommt und bleibt – Banken müssen dieser Realität ins Auge sehen und handeln! A
Quelle: Bankmagazin.de
Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 27.06.2011
Quelle: Bankazubis.de
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