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Banken sind trotz Griechenland-Krise optimistisch

Dank des stabilen Aufschwungs in Deutschland blicken Deutschlands Bankmanager optimistisch in die Zukunft: Gut jede fünfte Bank (22 Prozent) berichtet über eine sehr positive Geschäftslage, weitere 76 Prozent äußern sich eher zufrieden. Und 97 Prozent der Institute erwarten eine positive Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Das geht aus der Befragung „Bankenbarometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor.

Die Turbulenzen in der Eurozone sehen die deutschen Bankmanager dabei offenbar relativ gelassen: 41 Prozent erwarten eine positive Entwicklung auf den Finanzmärkten, nur 17 Prozent prognostizieren eine Verschlechterung der Lage. Angesichts der guten Aussichten wollen zudem wieder mehr Institute zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Angesichts der erheblichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Griechenland-Krise erstaune dieser positive Ausblick, so Claus-Peter Wagner, Leiter des Bereichs Financial Services bei Ernst & Young. Zumal 88 Prozent der Manager erwarten, dass ein Zahlungsausfall eines Euro-Landes negative Konsequenzen für die gesamte deutsche Bankenbranche hätte – also auch für jene Institute, die nicht direkt betroffen wären. „Zwar ist eine Griechenland-Pleite vorerst abgewendet, die Unsicherheit bleibt aber groß“, konstatiert Wagner. „Die große Mehrheit der Banken in Deutschland dürfte zwar kaum noch Papiere der wackelnden Staaten halten und hat daher auch keine direkten Ausfälle zu befürchten“. Sollte es allerdings tatsächlich zur Zahlungsunfähigkeit eines Staats kommen, hätte dies schwerwiegende Folgen, die alle Marktteilnehmer zu spüren bekämen, warnt Wagner. „Massive Abschreibungen bei einigen großen Häusern würden zu heftigen Turbulenzen im gesamten Wertpapiermarkt führen“.

Solche Verwerfungen fürchtet derzeit aber offenbar nur eine Minderheit der Bankmanager: 41 Prozent prognostizieren für die kommenden sechs Monate eine Verbesserung der Lage an den Finanzmärkten – nur jeder sechste Banker erwartet eine Verschlechterung. 42 Prozent rechnen mit einer stabilen Entwicklung.

Gute Konjunkturentwicklung ermöglicht Abbau der Risikovorsorge
Die überdurchschnittlich gute Wirtschaftslage in Deutschland ermöglicht es den Banken, ihre zusätzliche Kreditrisikovorsorge zu reduzieren – mit entsprechend positiven bilanziellen Auswirkungen: Nur noch sieben Prozent der Befragten sehen einen steigenden Risikovorsorgebedarf – vor sechs Monaten lag der Anteil noch bei 22 Prozent. Einen gesunkenen Risikovorsorgebedarf sehen hingegen 29 Prozent der Bankmanager. „Die Konjunkturentwicklung kommt den Banken massiv zu Hilfe“, kommentiert Dirk Müller-Tronnier, Leiter Banking & Capital Markets bei Ernst & Young. „Sie ist der Haupttreiber des insgesamt relativ gut verlaufenen Geschäfts, denn der sinkende Risikovorsorgebedarf ermöglicht es den Banken, bessere Ergebnisse auszuweisen“.

Aufgrund der verbesserten Wirtschaftslage fällt auch das Urteil der Banken über die wichtigsten Branchen milder aus als im Vorjahr: Die Automobilwirtschaft wird nur noch von 18 Prozent als kritisch eingestuft – vor 12 Monaten lag der Anteil noch bei 59 Prozent, Anfang 2010 sogar bei 85 Prozent. Verbessert hat sich auch die Beurteilung des Maschinenbaus, dessen Kredite nur noch sieben (26 bzw. 37) Prozent der befragten Manager als besonders ausfallgefährdet ansehen. Am wenigsten positiv wird derzeit die Dienstleistungsbranche beurteilt, wo die Lage aus Sicht von 35 Prozent relativ kritisch ist. „Die Sorgen des Vorjahres, dass bestimmte Branchen – etwa Automobilindustrie, Schiffsbranche, Immobilen und Maschinenbau – zu erheblichen Kreditausfällen führen würden, hat sich eindeutig nicht bestätigt – in fast allen deutschen Wirtschaftszweigen stehen die Zeichen auf Wachstum, die Banken verzeichnen deutlich weniger Kreditausfälle als erwartet“, stellt Müller-Tronnier fest.

Ein klarer Positivtrend für das Gesamtgeschäft lasse sich aus dem gesunkenen Risikovorsorgebedarf allerdings keineswegs ableiten, so Müller-Tronnier: „Die Banken stehen vor der Aufgabe, ihre zukünftigen Ergebnisse stärker auf steigende Zins-, Provisions- und Handelsergebnisse aufzubauen. Sie müssen also durch zusätzliche Marktaktivitäten neue Ertragsquellen im Kerngeschäft erschließen“. Das aber tun derzeit die wenigsten Banken: Nur für jede vierte Bank hat derzeit die Entwicklung und Einführung neuer Produkte eine große Bedeutung, der Aufbau neuer Geschäftsbereiche steht sogar nur bei jeder zehnten Bank auf der Agenda.

Beste Aussichten im Firmenkundengeschäft – keine Kreditklemme
Die besten Aussichten bietet nach Meinung der Bankmanager derzeit das Firmenkundengeschäft: 96 Prozent erwarten eine positive Entwicklung in diesem Segment. Dazu passt, dass sich auch die Kreditvergabe an Unternehmen entspannt: Nur noch 15 Prozent der Banker gehen davon aus, dass die Banken die Kreditvergabe in den kommenden Monaten restriktiver handhaben werden, 18 Prozent sehen hingegen eine gegenläufige Tendenz. Im Dezember 2010 erwarteten noch 20 Prozent eine restriktivere Kreditvergabe, ein Jahr vorher lag der Anteil sogar bei 38 Prozent.

„Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der steigenden Bereitschaft der Banken, Kredite zu vergeben, ist eine Kreditklemme inzwischen kein Thema mehr“, stellt Müller-Tronnier fest. Allerdings müssen entsprechend die Unternehmenskunden zukünftig mit höheren Kreditzinsen rechnen: 44 Prozent der Befragten rechnen mit steigenden Zinsen bei Unternehmenskrediten, nur sieben Prozent erwarten sinkende Zinsen. „Die Banken scheinen derzeit ihre Risikokosten besser in den Konditionen durchsetzen zu können, also bei höheren Risiken auch höhere Zinsen verlangen zu können“, beobachtet Müller-Tronnier. „Das ist insbesondere vor dem Hintergrund wichtig, dass alle Banken ihr rares Gut Eigenkapital bewusst einsetzen müssen, um die aktuellen und kommenden Eigenkapitalregeln erfüllen zu können“.

Neben dem Firmenkundengeschäft verspricht aus Sicht der Bankmanager auch das Geschäft mit wohlhabenden Privatkunden überdurchschnittlich gute Wachstumsaussichten: 94 Prozent der Befragten bescheinigen diesem Bereich gute Perspektiven. Deutlich verbessert haben sich nach Meinung der Bankmanager zudem die Aussichten im Retail Banking (Anstieg der positiven Erwartungen von 77 auf 91 Prozent) und im Transaktionsgeschäft (Anstieg von 77 auf 94 Prozent).

Steigende Kreditkosten wegen Basel III
Die neuen Regeln für Finanzinstitute, die unter dem Überbegriff „Basel III“ bekannt sind, werden aus Sicht jedes zweiten Bankmanagers zu steigenden Kreditkosten für Unternehmen führen – allerdings auch zu einer höheren Stabilität des Finanzsystems, wie 41 Prozent der Befragten erwarten. Während einige Banken sich bereits auf die kommenden Anforderungen an das Eigenkapital und die Liquidität einstellen, sieht die Mehrheit hier offenbar noch keinen akuten Handlungsbedarf: Für 44 Prozent der Institute hat die Vorbereitung auf Basel III derzeit noch geringe oder keine Bedeutung. „Die Übergangsregeln scheinen zwar komfortabel, allerdings dürfte sich der Handlungsdruck schnell erhöhen, wenn die ersten Wettbewerber bereits Vollzug melden“, erwartet Wagner. „Insbesondere bei erforderlich werdenden Kapitalmaßnahmen sollte man sich bzw. den Kreis der Anteilseigner frühzeitig vorbereiten“, rät Wagner.

Skepsis gegenüber Wirksamkeit inverser Stresstests
Als Konsequenz aus der Finanzkrise fordert die deutsche Bankenaufsicht BaFin von den Banken eine stärkere Verbindung zwischen Risiko- und Geschäftsstrategie. Ziel ist eine erhöhte Konsistenz zwischen beiden, um mögliche Widersprüche und Lücken rechtzeitig zu erkennen. Obwohl die Umsetzung der entsprechenden Prozesse zum Jahresende bei allen Banken abgeschlossen sein muss, wurde die Bafin-Anforderung bislang lediglich bei 44 Prozent der Banken implementiert. Trotz des noch relativ niedrigen Umsetzungsgrades hält aber die große Mehrheit der Bankmanager die BaFin-Vorgaben für sinnvoll (84 Prozent). „Eine Verknüpfung zwischen Risiko- und Geschäftsstrategie sollte ohnehin bereits üblich sein, ist nun aber als reproduzierbarer Prozess vorgeschrieben“, stellt Müller-Tronnier fest. Die Umsetzung sei zwar mit zusätzlichem Aufwand für die Institute verbunden – immerhin 57 Prozent der Institute gehen davon aus, dass neue Systeme und Abläufe erforderlich seien –, könne aber insgesamt zu einer höheren Stabilität des Bankensystems führen.

Für wesentliche Risiken müssen die Kreditinstitute nach MaRisk zudem regelmäßig Stresstests durchführen – neu sind dabei "inverse Stresstests“: Dabei müssen die Institute "rückwärts", also ausgehend von ihrem hypothetischen Zusammenbruch, analysieren, welche Ereignisse und Entwicklungen diesen Zusammenbruch ausgelöst haben könnten. Die Ergebnisse dieser Stresstests werden nach Meinung immerhin jedes zweiten Bankmanagers die Geschäftspolitik des eigenen Instituts beeinflussen. Andererseits geben sich die Befragten mehrheitlich skeptisch: Nur jeder Vierte ist der Meinung, dass inverse Stresstests Liquiditätskrisen verhindert hätten, nur jeder fünfte Manager glaubt, dass solche Tests die Krise der Asset Backed Securities verhindert hätten."Die Banken werden sich künftig intensiver auch mit den Risiken ihres Geschäfts und ihres Umfelds auseinandersetzen müssen“, fasst Wagner zusammen. Auch dies könne zukünftige Schieflagen und Krisen allerdings nicht komplett ausschließen, so Wagner weiter. Denn: „Die Erfahrung zeigt, dass niemand an alle Eventualitäten denkt, geschweige denn diese berechnen und vermeiden kann.

Quelle: Bankmagazin.de

Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 07.07.2011
Quelle: Bankazubis.de

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