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Ackermann bei "Banken im Umbruch": Ja zu Europa

„Die aktuelle Krise wird uns noch lange begleiten und manches Opfer abverlangen, den Akteuren auf den Finanzmärkten ebenso wie den Wählern“, erklärte Josef Ackermann am heutigen Montag bei der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“ seine Sicht der Dinge. Der Deutsche-Bank-Chef zeigte sich als Verfechter des europäischen Gedankens und kritisierte – ohne explizite Nennung des IWF und seiner Frontfrau Christine Lagarde – die Vorschläge zu einer Zwangskapitalisierung des europäischen Bankensektors als „wenig hilfreich und im Übrigen in der Sache nicht gerechtfertigt“. Auch zu den Meldungen um sein Haus, sprich ein mögliches Kostensenkungsprogramm und die Ermittlungen durch Behörden, nahm Ackermann Stellung.

„Die Kosten der Unterstützung schwacher Mitgliedsstaaten sind auch und gerade aus der Sicht Deutschlands geringer als die Kosten der Desintegration“, sagte Ackermann. Schon eine grobe Überschlagsrechnung, die die Handelsverflechtungen der Bundesrepublik zu den EU-Peripheriestaaten und die Exposures der deutschen Finanzbranche gegenüber diesen Länder berücksichtigt, lege dieses Urteil nahe. Der Deutsche-Bank-CEO hält es für verständlich, wenn Politik und Bevölkerung die europäische Integration diskutieren. Die Kosten-Nutzen-Rechnung dürfe aber nicht zu eng angelegt werden, warnte Ackermann. „Wir müssen unseren Bürgern klar sagen, dass alle europäischen Staaten ohne die Europäische Union in einigen Jahren politisch wie wirtschaftlich nur noch Randfiguren in der Weltpolitik wären. Und wir dürfen die Diskussion nicht auf einen einzigen Sachverhalt – und sei er milliardenschwer – reduzieren, statt hervorzuheben, dass der Nutzen des europäischen Integrationsprozesses weit über wirtschaftliche Aspekte hinausgeht“, gab er zu Protokoll.

Ackermann: Derzeit ein "klares Nein" zu den Eurobonds
Ackermann fordert die Banken auf, sich neue Wachstumsfelder zu suchen. „Ungenutzte Potenziale“ sieht er sowohl im Markt für Asset Management und Retailbanking. Jetzt sei die Zeit, die Integration der europäischen Finanzmärkte zu vollenden. Im Gegensatz dazu sieht Ackermann die Zeit für Eurobonds nicht gekommen: derzeit äußerte er dazu ein „klares Nein“. Außerdem verbiete sich der Gedanke an einer Finanztransaktions- oder Finanzaktivitätssteuer. Diese würde eine massive Belastung des europäischen Finanzsektors darstellen, der drohe, aufgrund seiner Struktur und der strukturell niedrigen Profitabilität ohnehin überproportional von der Regulierung getroffen zu werden. In diesem Zusammenhang forderte der Deutsche-Bank-Chef erneut, auf eine internationale Harmonisierung der Regulierung zu achten und in einer „umfassenden Studie“ die kumulativen Auswirkungen aller geplanten regulatorischen Maßnahmen auf den Finanzsektor und die Gesamtwirtschaft zu untersuchen.

Dem widersprach Heinrich Haasis in einigen Punkten. Zu einer möglichen Finanztransaktionssteuer erklärte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), dass man nicht auf den Konsens der ganzen Welt warten könne. Manches müsse eben auch in den Euro-Ländern oder der EU befördert werden. Überdies ist Haasis der Ansicht, dass Eurobonds nicht „für alle Zeiten“ ausgeschlossen werden sollten. Es solle besser kommuniziert werden, „was notwendig ist“ – Stichwort Solidität –, um gemeinsame Auftritte der Euro-Länder an den Kapitalmärkten am Ende möglich zu machen. In einer Sache stimmt der DSGV-Chef seinem Branchenkollegen Ackermann aber zu: „Ein Ausschluss oder Austritt einzelner Länder aus der Währungsunion wäre ein vermutlich historisch nicht mehr zu korrigierender Fehler.“

Deutsche-Bank-Chef Ackermann nahm bei der Veranstaltung auch zu den Ermittlungen wegen Betruges Stellung, die in den USA und, wie am heutigen Montag bekannt wurde, auch in Großbritannien gegen sein Haus laufen. Dabei gab er sich gelassen: Zum einen gelte in der Deutschen Bank seit "vielen Jahren" eine "Zero-Toleranz" gegenüber Betrug. Zum anderen müssten die Behörden seinem Institut die betrügerischen Handlungen nachweisen. Überdies zeigten die Vorstöße der britischen und der US-amerikanischen Behörden, dass dort "nach dem letzten Strohhalm" gegriffen würde.

Deutsche-Bank-Kostensenkungsprogramm: Situation weiter beobachten
Für das zwei Milliarden Euro schweren Kostensenkungsprogramm, das die Deutsche Bank nach Informationen der Financial Times Deutschland als Notfallplan in der Schublade hortet und das vor allem das Investment Banking trifft, "sehen wir im Moment die Notwendigkeit nicht", sagte Ackermann. Sofern sich aber die im August an den Märkten zu beobachtende Entwicklung fortsetzt, werde man über solche Maßnahmen nachdenken müssen.

Quelle: Bankmagazin.de

Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 05.09.2011
Quelle: Bankazubis.de

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