WestLB verabschiedet sich mit tiefroten Zahlen – und wird zu Portigon
Die letzten Geschäftszahlen der WestLB sind schlecht ausgefallen. 48 Millionen Euro Verlust verkündete die nordrhein-westfälische Landesbank für das Jahr 2011 auf ihrer Bilanzpressekonferenz. Die roten Zahlen resultieren vor allem aus 440 Millionen Euro Kosten des Personalabbaus und 244 Millionen Euro Verlusten durch Griechenland-Anleihen aus dem Bestand der Tochtergesellschaft WestImmobilien.
Der Abschluss nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) fällt mit einem Verlust von 572 Millionen Euro noch deutlich negativer aus. Es war die letzte Vorlage einer Bilanz, denn auf Druck der EU-Kommission wird das Institut im Sommer zerschlagen. So fasste es auch Vorstandschef Dietrich Voigtländer gleich zu Beginn der Pressekonferenz zusammen: „Es ist ein schmerzhafter Tag für mich und meine Vorstandskollegen, weil damit eine Epoche zu Ende geht.“ Vor Steuern schaffte es die WestLB im abgelaufenen Jahr zu einem Gewinn von 37 Millionen Euro. 2010 hatte noch ein Nachsteuer-Minus von 240 Millionen Euro in den Büchern gestanden.
Deutlich verkleinert
Insgesamt hat sich die WestLB im vergangenen Jahr deutlich verkleinert. Vor einem Jahr bestand der Vorstand noch aus sechs Mitgliedern, jetzt sind es noch vier. Im gleichen Zeitraum hat sich die Bilanzsumme um rund ein Achtel auf 168 Milliarden Euro verringert. Kontinuierlich gesunken ist auch die Mitarbeiterzahl. Höchstens ein Drittel der Ende 2011 Beschäftigten wird bis 2016 noch dabei sein: Unter dem Dach der Verbundbank, die das Geschäft der WestLB mit den Sparkassen des Landes bündelt und von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) übernommen wird, verbleiben 400 Mitarbeiter. Diese bilden ab Sommer die Düsseldorfer Niederlassung der Helaba. Etwa 1000 Beschäftigte werden bis 2016 in einer Übergangsbank ihren Schreibtisch behalten.
Rechtsnachfolger wird Portigon Financial Services heißen
Diese Übergangsbank, die als Rechtsnachfolger der WestLB ab Juli 2012 deren geordnete Abwicklung garantieren soll, wurde bisher als Service und Portfolio-Management Bank bezeichnet. Sie soll bis 2016 privatisiert, das heißt verkauft werden. Während der Bilanzpressekonferenz verkündete Voigtländer deren künftigen Namen: Portigon Financial Services. Noch müsse aber im Juni die Hauptversammlung zustimmen. Die Begründung für die Namenswahl klang fast schon zynisch: Der Name symbolisiere einen sicheren Hafen für die Kunden, erklärte Voigtländer. Diese hätten auch in den schweren Zeiten treu zur WestLB gestanden. Allerdings sei absehbar, dass im laufenden Jahr ein vergleichbar stabiles Geschäftsvolumen nicht mehr kommen werde. Die Kunden orientierten sich nun um, da die WestLB auch nicht mehr in der Lage sei, große strukturierte Finanzierungen zu organisieren.
Keinen sicheren Hafen bietet die WestLB hingegen für viele ihrer Mitarbeiter. Bis zum Jahresende 2012 hat die WestLB mit der Gewerkschaft Verdi einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ausgehandelt. Bis dahin werde das Institut allen rund 1.100 vom Stellenabbau Betroffenen Abfindungs- und Aufhebungsvertragsangebote machen. Die ersten Angebote werde im Mai unterbreitet. Die Mitarbeiter haben dann vier Wochen Zeit, über Annahme oder Ablehnung des Angebots zu entscheiden. 170 Aktienhändler und Analysten haben bereits die Gewissheit, dass für sie das Aus kommt. Das freiwillige Angebot werde vergleichsweise gut, die Bedingungen für ein Ausscheiden ab 2013 würden deutlich schlechter, erläuterte Voigtländer.
Bis Ende Juni sei laut Voigtländer nicht mit weiteren Verkäufen von WestLB-Töchtern zu rechnen. Für die Auslandsniederlassungen in Brasilien und Russland gebe es Interessenten. Auch über einen Verkauf der hochdefizitären WestImmobilien werde weiter mit potenziellen Käufern verhandelt. Eine Übernahme sei auch nach dem Transfer in die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) genannte Bad Bank noch möglich. Die EAA werde der erste Kunde von Portigon.
Voigtländer hofft, dass sich die Rest-LB so erfolgreich auf dem Markt für Service und Portfolio-Management wie beispielsweise Business Process Outsourcing positionieren werde, dass ein Verkauf 2016 gelingen werde. „Portigon ist im internationalen Markt tätig, daher glaube ich nicht, dass sie bei der Privatisierung im Sparkassenlager landen wird“, sagte Voigtländer. Portigon sei interessant für viele Partner. Er verkündete eine erste strategische Partnerschaft mit der Hewlett-Packard GmbH, die bereits erfolgreich im IT- und Geschäftsprozess-Outsourcing tätig sei.
Quelle: Bankmagazin.de
Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 22.03.2012
Quelle: Bankazubis.de
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