Rentenbank: Vom Sinn und Unsinn der IFRS-Rechnungslegung
Die Landwirtschaftliche Rentenbank kann für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Betriebsergebnis vorweisen, das mit rund 369,8 Millionen Euro nochmals um 3,6 Millionen Euro über dem Vorjahreswert liegt. Eigentlich hatte das Institut für 2011 nach Angaben von Vorstandsmitglied Hans Bernhardt eine „Normalisierung der Ertragslage“ erwartet – die Ergebnisse in den Jahren 2003 bis 2006 bewegten sich zwischen rund 160 und 185 Millionen Euro. Verantwortlich für die Rekordergebnisse seit 2008 ist der erhöhte Zinsüberschuss.
Nach IFRS liegt das Betriebsergebnis vor Fair-Value- und Hedge-Bewertung bei 283,1 Millionen Euro. Das Ergebnis aus Fair-Value- und Hedge-Bewertung war Ende 2011 mit einem Minus von 352,4 Millionen Euro allerdings negativ. Schuld daran sei die uneinheitliche Entwicklung der Risikoaufschläge aufgrund der Staatsschuldenkrise. So habe die Entwicklung unter anderem zu Bewertungsverlusten bei den niedriger bewerteten Kredit- und Wertpapierforderungen auf der Aktivseite geführt, heißt es vonseiten der Rentenbank.
Zweifel an der Aussagekräftigkeit der IFRS-Zahlen
Da die Rentenbank eine Buy-and-Hold-Strategie verfolge, seien die Bewertungsverluste aber nur eine temporäre Größe. Vorausgesetzt, es fällt kein Kontrahent aus, flössen diese Werte teilweise schon 2012 bzw. in den Folgejahren als Bewertungsgewinne zurück. Tatsächlich berichtet das Institut für das erste Quartal 2012 ein IFRS-Gesamtbewertungsergebnis von 584,2 Millionen Euro und damit ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 668,4 Millionen Euro. Viel Aussagekraft messen die Rentenbank-Vorstände Bernhardt und Dr. Horst Reinhardt den IFRS-Zahlen nicht zu – in diesem Zusammenhang fiel sogar der Begriff „unsinnig“.
Da ist es folgerichtig, dass die Bank und die Gewinnverwendung nach Worten des Vorstands auf Basis des HGB-Jahresabschlusses erfolgt. Der Bilanzgewinn mit 12,3 Millionen Euro fließt komplett in den landwirtschaftlichen Fördertopf: 6,1 Millionen Euro gehen an die Innovationsförderung des Zweckvermögens, der andere Teil wird an den Förderungsfonds ausgeschüttet. Die Kernkapitalquote verbesserte sich 2011 auf 16,7 Prozent (2010: 15,5 Prozent). Den Blankoanteil der Forderungen an Kreditinstitute hat die Rentenbank 2011 um sieben Prozentpunkte auf 28 Prozent gesenkt. Das Neugeschäft auf unbesicherter Basis lag im vergangenen Jahr bei 18 Prozent. „Das macht deutlich: Der Interbankenmarkt funktioniert nicht mehr so, wie er das früher einmal tat“, lautete Bernhardts Bemerkung dazu.
Institut profitiert bei der Emissionstätigkeit von Basel III
Geschäftsbanken haben im vergangenen Jahr 44 Prozent der Emissionen erworben, über die sich die Rentenbank refinanziert. Zwar waren es 2010 noch 47 Prozent, doch im ersten Quartal dieses Jahres hat das Institut 53 Prozent bei Geschäftsbanken platziert. Das hohe Interesse dieser Investoren sei auf die Liquidität der Papiere sowie auf die Nullgewichtung zurückzuführen, so Reinhardt. Und die mit Basel III künftig verschärften Liquiditätsanforderungen dürften sich „tendenziell ebenfalls positiv auf die Nachfrage dieser Käufergruppe auswirken“.
Für 2012 erwartet der Vorstand ein Betriebsergebnis, das leicht unter den Werten der Ausnahmejahre 2008 bis 2011 liegt, aber weiter über dem Niveau der Normaljahre. Diese Einschätzung kommt vor dem Hintergrund des Margendrucks, ausgelöst durch den Drei-Jahres-Tender der Europäischen Zentralbank (EZB), sowie einem leicht rückläufigen Neugeschäftsvolumen bei Förderkrediten und Emissionsgeschäft zustande.
Ihre Engagements in den Euro-Peripherie-Staaten stellt die Rentenbank in ihrem Geschäftsbericht dar. Dort werden die Buchwerte zum 31. Dezember 2011 wie folgt beziffert:
Quelle: Geschäftsbericht 2011 der Landwirtschaftlichen Rentenbank
Neugeschäfte mit Kontrahenten in den Euro-Peripherie-Staaten seien 2011 nicht abgeschlossen worden. Auch für 2012 seien sie, mit Ausnahme der durch Barsicherheiten besicherten Derivate, gegenwärtig nicht vorgesehen. Der Anteil der Staatsanleihen von Euro-Peripherie-Staaten an der Bilanzsumme des Kreditinstituts belief sich zum 31. Dezember 2011 auf 0,6 Prozent, der Anteil der Anleihen und Schuldscheindarlehen von Banken auf 6,7 Prozent. Circa 46 Prozent in den in der Tabelle genannten Staaten wird bis Ende 2013 fällig, heißt es im Bericht.
Quelle: Bankmagazin.de
Veröffentlicht von: TobiasH
Datum: 24.04.2012
Quelle: Bankazubis.de
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